Im Rahmen der Fortschreibung des Flächennutzungsplans ist die Stadt Stutensee aufgefordert Flächen auszuweisen, die für Wohn- und Gewerbegebiete in Frage kommen. Es war zu erwarten, dass darüber nicht alle Bürgerinnen und Bürger begeistert sind.
Wir können verstehen, dass die Bürgerinnen und Bürger, die heute am Waldrand wohnen, ein persönliches Interesse haben, dass das so bleibt. Wir können auch subjektiv nachvollziehen, dass jemand, der heute eine unverbaute Sicht hat, diese möglichst behalten möchte – wie beispielsweise die momentane Südbebauung der Hohen Eich in Blankenloch. All diejenigen, die sich jetzt an dieser Stelle gegen eine weitere Flächenausweisung aussprechen („weil sie dort wohnen“), müssen sich darüber im Klaren sein, dass auch sie irgendwann vor 15-20 Jahren jemandem die damals freie Sicht verbaut haben. In diesem Fall betrifft das die Oberfeldstraße: Auch hier waren seinerzeit nicht alle Bewohner der Südseite der Oberfeldstraße hellauf begeistert als südlich das Wohngebiet „Hohe Eich“ erschlossen wurde. Aber damals wie heute war es den Verantwortlichen sehr wichtig den dringend benötigten Wohnraum zu schaffen. Gleiches gilt aber auch für die Ostseite der Blankenlocher Bachstraße: Hier hat auch kaum einer gejubelt, als ihnen Mitte der 90er Jahre die Steinwegbebauung quasi in den Garten gesetzt wurde. Und dort war im Gegensatz zum Lachwald und der reinen Ackerfläche ein echtes Naherholungsgebiet anzutreffen mit den Rehen des Farmers, dem großen Bolzplatz, der im Winter zur Eislaufläche wurde usw.
Hinweisen möchten wir auch darauf, dass das Wohnquartier in der Nähe des Büchiger Lachwalds früher Waldfläche war. Wer also heute dort in der Nähe oder sogar direkt am Waldrand wohnt, der kann das nur deshalb, weil an gleicher Stelle vor vielen Jahren bereits Waldfläche zu benötigtem Wohnraum wurde.
Bei allem Verständnis für persönliche Belange – es gehört eben auch zur Wahrheit, dass wir alle irgendwo wohnen und arbeiten, wo früher einmal Wiesen, Äcker und Bäume waren. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass in unserer Region dringend Wohnraum benötigt wird. Das gilt insbesondere für bezahlbare Mietwohnungen.
Hierzu wurde im vergangenen Jahr durch das Land die „Wohnraum-Allianz für Baden-Württemberg“ gegründet – gemeinsam mit der Wohnungswirtschaft, den kommunalen Spitzenverbänden, den Landtagsfraktionen, Banken sowie Natur- und Umweltschutzverbänden. Das Ziel dieser Allianz ist es, alle Akteure des Wohnungsmarktes an einen Tisch bekommen, um schnell ausreichenden und bezahlbaren Wohnraum schaffen zu können.
Der Hintergrund für die Gründung dieser Allianz ist die Tatsache, dass in den Ballungsräumen Baden-Württembergs, aber auch in vielen Regionen des ländlichen Raums die Mieten und Immobilienpreise drastisch gestiegen sind. Konkret fehlt es derzeit insbesondere an günstigen Wohnungen für Menschen mit geringerem Einkommen. Und an dieser Stelle muss in Stutensee unbedingt gehandelt werden!